Ballettintendant Xin Peng Wang startet mit Ballettklassiker in seine 20. Spielzeit
2004 hatte – damals noch Ballettdirektor – Xin Peng Wang erstmals mit Schwanensee in ausdrucksstarken, atmosphärisch dichten Bildern und durch eine beeindruckende Tanzsprache dem Ballett Dortmund jene künstlerische Richtung gewiesen, die mittlerweile überregional große Beachtung gefunden hat. 2012 hat er sich abermals diesem einzigartigen Märchenkosmos gewidmet.
Am Samstag, 21. Oktober 2023, um 19:30 Uhr wird Wang nun eine Neufassung eines der bekanntesten Ballette überhaupt vorstellen. In der Premiere werden Maia Makhateli als Odette / Odile und Victor Caixeta als Siegfried vom Dutch National Ballet im Opernhaus zu sehen sein. Weitere Besetzungen in den genannten Rollen sind Iana Salenko (Staatsballett Berlin) und Dinu Tamazlacaru sowie Anna Tsygankova and Giorgi Potskhishvili, ebenfalls vom Dutch National Ballet.
Tschaikowsky und Schwanensee sind im kulturellen Unterbewusstsein der Öffentlichkeit untrennbar miteinander verschmolzen. Fast unglaublich mutet es an, dass das wahrscheinlich bekannteste aller Ballette, schlichtweg der Inbegriff der europäischen Tanztradition, bei seiner Uraufführung 1877 am Moskauer Bolschoi-Theater vom Publikum mit großer Zurückhaltung aufgenommen wurde und erst achtzehn Jahre später in der Choreografie von Marius Petipa am Petersburger Marinskij-Theater den Weg in die Unsterblichkeit antrat.
Die Geschichte, der zum Schwan verwandelten, Odette, die vom Prinzen Siegfried aus den Fängen des Zauberers Rotbart gerettet werden muss, hat alles, was es für einen Hit braucht: Ein magisches Setting, eine Liebesgeschichte, die alle Grenzen überwindet, Täuschung und Verrat, und ein dramatisches oder – je nach Geschmack – offenes Ende. Auf der Grundlage der emotional ausdrucksstarken und in ihren Motiven eindringlichen Musik von Peter Tschaikowsky ist die Choreografie von Marius Petipa und Lew Iwanow (1895) zum Inbegriff des klassischen Balletts geworden.
Ein Schwanensee ist also immer ein vages Versprechen an das Publikum, eine Aufforderung zur Vorfreude. Man wird etwas wiedersehen, das man schon lange kennt oder von dem man schon viel gehört hat – wie bei einem Verwandtenbesuch. Und natürlich stellt man sich jedes Mal dieselben Fragen: Ist er noch „wie früher“? Wird er mir dieselbe alte Geschichte erzählen? Hat er sich verändert und ist nicht mehr wieder zu erkennen? In welchem Look tritt er wohl auf? Und werden wir uns etwas zu sagen haben?
Die Interpretation von Xin Peng Wang hat klare Antworten auf diese Fragen formuliert. Siegfried ist ein exzentrischer Künstler, ein wohlhabender Bohémien, der sich zurücksehnt in eine andere Zeit und mit den Abgründen und Wahnvorstellungen seiner Psyche zu kämpfen hat. Das Bühnenbild von Frank Fellmann und die Kostüme von Bernd Skodzig erschaffen eine fantasievoll inspirierte, detailverliebte Welt, die durch Xin Peng Wangs neue Choreografie zu uns spricht: Eine neoklassisch virtuose Sprache, die die Tradition respektiert, aber energetisch durchdrungen ist von einer zeitgenössischen Lebendigkeit.
Karten sind an der Theaterkasse im Kundencenter, telefonisch unter 0231/50 27 222, und im Webshop erhältlich.